Pages

Monday, August 15, 2011

Konservativer Rundumschlag gibt zu denken (Ich beginne zu glauben, dass die Linke recht hat)

Frank Schirrmacher, Mitherausgeber der FAZ, kotzt sich aus (pardon, scheint mir treffend) und es liest sich gut: "Die CDU hat ihre an die Finanzmärkte ausgeliehenen immateriellen Werte ... niemals zurückgefordert. Sie ... hat sich noch nicht einmal über die Verhunzung und Zertrümmerung ihrer Ideale beklagt. Entstanden ist so eine Welt des Doppel-Standards, in der aus ökonomischen Problemen unweigerlich moralische Probleme werden. Darin liegt die Explosivität der gegenwärtigen Lage, und das unterscheidet sie von den Krisen der alten Republik. ... Es ist die Frage, ob sie ein bürgerlicher Agendasetter ist oder ob sie das Bürgertum als seinen Wirt nur noch parasitär besetzt, aussaugt und entkräftet."


Schirrmacher beschreibt eine entmoralisierte CDU, die nur noch einen konservativen Schleier für die wirtschaftlichen und Machtinteressen Weniger darstellt; die nichts "Moralisches" zur Zukunft Europas, oder zu 'Gesundheit in einer alternden Gesellschaft', zu sagen hat. 


Schirrmacher ist auf der Suche nach "bürgerlicher Gesellschaftskritik" und klingt dabei wie Harald Schumann vom Tagesspiegel. Dass die CDU nicht mehr DIE 'bürgerliche', auch keine Volkspartei mehr ist; dass ist keine Neuigkeit. Die Grünen sind heutzutage am bürgerlichsten: Damalige Studenten und heutige Besserverdienende, die sich über Nachhaltigkeit in Sachen Umwelt, aber auch Gesellschaft und Staat, sorgen - und Bürger, die 'auf die Strasse gehen' (z.B. Stuttgart 21). Bei schlechter gestellten Gruppen in unserer Gesellschaft haben die Grünen kaum Rückhalt; auch so etwas 'Bürgerliches' ...


Doch: Wer sind die "Wenigen"? Konzernbosse? Die 1% der Deutschen, die unsäglich reich sind? Die abgehobene politische Klasse? Vielleicht die Menschen, die meinen, große Geschicke lenken zu können, die über den Dingen stehen - und daher auch außerhalb unserer Regeln? Und: Was ist "bürgerlich"? Haben wir BürgerInnen wirklich gar nichts mit den 'Wenigen' gemein? 


Wenn etwas an unserem Bürgertum nicht mehr funktioniert, dann ist es das Teilen. Wir wollen alle mehr für den Einzelnen: Kitaplätze und maßgeschneiderte Bildung für unsere Kinder z.B., Wohnraum, Parkplätze für immer leistungsstärkere Autos. So etwas wie 'Heiraten und eine Familie gründen' hat abgenommen, unabhängig davon, dass sich Ehelichen und die Familie verändert haben. Wir müssen aber mehr teilen, weil wir über unsere Verhältnisse leben, weil Raum und Umwelt nicht unendlich sind und - zutiefst bürgerlich - weil wir geordnete und sozial verträgliche, also friedliche Verhältnisse haben wollen - keine Londoner riots oder Krawalle in den Pariser banlieues und auch keine seit Jahrzehnten anwachsende Nichtwählerschaft.


Wo ist die politische Gruppierung mit Durchsetzungskraft, die sagt: Wir sind alle Bürger mit Rechten und Pflichten, die nehmen und geben müssen; Europa ist uns sehr viel wert und muß uns daher etwas kosten? Deutschland ist ein Einwandererland und das ist gut so; Wir investieren mehr in die Zukunft unserer (wenigen) Kinder, als in die Absicherung von Konsum und Privilegien (sprich Subventionen)? Autos und Laster sind von gestern, ÖPNV und Bahn sind die Zukunft? Wir wollen keine Neuverschuldung und wir wollen Schulden tilgen?